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Vliesstoffindustrie in Indien

In den letzten fünf Jahren lag die jährliche Wachstumsrate der indischen Vliesstoffindustrie bei rund 15 %. Branchenkenner prognostizieren, dass Indien sich in den kommenden Jahren nach China zu einem weiteren globalen Produktionszentrum für Vliesstoffe entwickeln wird. Analysten der indischen Regierung gehen davon aus, dass die Vliesstoffproduktion in Indien bis Ende 2018 500.000 Tonnen erreichen wird, wobei Spinnvliesstoffe etwa 45 % der Gesamtproduktion ausmachen werden. Indien verfügt über eine große Bevölkerung und eine starke Nachfrage nach Vliesstoffen. Die indische Regierung hat ihre Bemühungen verstärkt, die Vliesstoffindustrie schrittweise in Richtung High-End-Produkte zu entwickeln, und zahlreiche multinationale Unternehmen haben in Indien Produktionsstätten errichtet oder Inspektionen durchgeführt. Wie ist die aktuelle Marktsituation für Vliesstoffe in Indien? Welche Entwicklungstrends zeichnen sich ab?

Niedriges Konsumniveau offenbart Marktpotenzial

Indien ist wie China eine bedeutende Textilnation. Der Marktanteil der Vliesstoffindustrie in Indien beträgt 12 %. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass der Verbrauch von Vliesstoffen in Indien derzeit relativ gering ist und erhebliches Verbesserungspotenzial besteht. Indien hat eine große Bevölkerung, doch der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Vliesstoffen liegt bei lediglich 0,04 US-Dollar. Zum Vergleich: Im asiatisch-pazifischen Raum beträgt er 7,5 US-Dollar, in Westeuropa 34,90 US-Dollar und in den USA 42,20 US-Dollar. Die niedrigen Lohnkosten in Indien tragen ebenfalls dazu bei, dass westliche Unternehmen optimistisch hinsichtlich des indischen Konsumpotenzials sind. Laut einer Studie der Europäischen Internationalen Prüf- und Beratungsagentur (EIPCA) wird der Verbrauch von Vliesstoffen in Indien zwischen 2014 und 2018 um 20 % steigen. Hauptgründe hierfür sind die hohe Geburtenrate, insbesondere der Anstieg der weiblichen Bevölkerung, und das damit verbundene enorme Konsumpotenzial.

Aus mehreren Fünfjahresplänen Indiens geht hervor, dass Vliesstofftechnologie und die Textilindustrie zu Schlüsselbereichen für die Entwicklung des Landes geworden sind. Indiens Infrastrukturprojekte in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Gesundheit, Straßenbau und andere Infrastrukturprojekte bieten der Vliesstoffindustrie ebenfalls enorme Geschäftsmöglichkeiten. Die Entwicklung der Vliesstoffindustrie in Indien steht jedoch auch vor Herausforderungen wie dem Mangel an Fachkräften, Experten und Beratern sowie fehlenden finanziellen und technologischen Ressourcen.

Intensive Freigabe von Vorzugsrichtlinien, Technologiezentrum übernimmt wichtige Aufgaben

Um mehr Investitionen anzuziehen, bemüht sich die indische Regierung darum, die Investitionen in die heimische Vliesstoffindustrie zu erhöhen.

Die Entwicklung der Vliesstoffindustrie in Indien ist mittlerweile Teil des nationalen Entwicklungsplans „Indischer Entwicklungsplan für die technische Textil- und Vliesstoffindustrie 2013–2017“. Anders als in anderen Schwellenländern legt die indische Regierung großen Wert auf Produktdesign und innovative Vliesstoffe, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte auf dem Weltmarkt zu stärken. Bis 2020 sollen zudem erhebliche Mittel in Forschung und Entwicklung der Branche investiert werden.

Die indische Regierung setzt sich für die Einrichtung verschiedener Sonderwirtschaftszonen im Inland ein, um Investoren für unterschiedliche Teilbranchen zu gewinnen. Der Distrikt Mondra im Bundesstaat Gujarat in Westindien und die südliche Region Indiens haben bei der Einrichtung von Sonderwirtschaftszonen für die Vliesstoffproduktion eine Vorreiterrolle eingenommen. Die Bewohner dieser beiden Sonderzonen werden sich auf die Herstellung von Industrietextilien und Vliesstoffen spezialisieren und von verschiedenen Fördermaßnahmen wie staatlichen Steuervergünstigungen profitieren.

Die indische Regierung hat im Rahmen ihres Textiltechnologieprogramms bisher vier Kompetenzzentren für Industrietextilien eingerichtet. Die Gesamtinvestitionen in diese Zentren belaufen sich innerhalb von drei Jahren auf rund 22 Millionen US-Dollar. Die vier Schwerpunkte des Projekts sind Vliesstoffe, Sporttextilien, Industrietextilien und Verbundwerkstoffe. Jedes Zentrum erhält 5,44 Millionen US-Dollar für Infrastrukturbau, Personalentwicklung und die Anschaffung von fester Ausrüstung. Das DKTE Textil- und Ingenieurforschungsinstitut in Yicher Grunge, Indien, wird ebenfalls ein Zentrum für Vliesstoffe errichten.

Darüber hinaus hat die indische Regierung Sonderzuschüsse für importierte Ausrüstung gewährt, um den Bedarf der heimischen Vliesstoffindustrie zu decken. Laut Plan sollen diese Sonderzuschüsse die indischen Hersteller dazu anregen, ihre technologische Modernisierung bis Ende des Jahres abzuschließen. Die Regierung geht davon aus, dass eine Steigerung der heimischen Vliesstoffproduktion Indien die Möglichkeit eröffnet, Produkte in benachbarte Märkte zu exportieren, darunter Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan, Myanmar, Ostafrika und einige Länder des Nahen Ostens. All diese Länder haben in den letzten Monaten eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Vliesstoffen verzeichnet.

Neben der Steigerung der Inlandsproduktion werden auch der Verbrauch und der Export von Vliesstoffprodukten in Indien in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Das steigende verfügbare Einkommen trägt zur Produktion und zum Absatz von Babywindeln bei.

Angesichts der stetig wachsenden Nachfrage nach Vliesstoffen in Indien haben auch die globalen Branchenriesen angekündigt, ihre Exporte nach Indien zu erhöhen und sogar die Produktion dort zu lokalisieren. Viele Vliesstoffhersteller, die sich in China und anderen asiatischen Ländern angesiedelt haben, exportieren ebenfalls Vliesstoffe nach Indien, um die steigende Nachfrage nach Hygieneprodukten zu decken.

Europäische und amerikanische Unternehmen zeigen großes Interesse am Bau von Fabriken in Indien.

Seit 2015 haben sich fast 100 ausländische Unternehmen entschieden, in Indien Fabriken zur Herstellung von Vliesstoffen zu errichten, mit großen Produktionskapazitäten.Vliesstoffunternehmenin Europa und Amerika generell stark investieren.

Das amerikanische Unternehmen Dech Joy hat innerhalb von zwei Jahren in mehreren Städten Südindiens fast acht Produktionslinien für Wasserstrahlschneiden errichtet und dafür rund 90 Millionen US-Dollar investiert. Der Unternehmensleiter erklärte, dass die Nachfrage nach industriellen Feuchttüchern in Indien seit 2015 stark gestiegen sei und die bestehende Produktionskapazität des Unternehmens nicht mehr ausreiche, um die veränderten Marktanforderungen zu erfüllen. Daher habe man beschlossen, die Produktionskapazität zu erweitern.

Precot, ein renommierter deutscher Hersteller von Vliesstoffen, hat im südindischen Bundesstaat Karnataka ein Produktionswerk für Vliesstoffe errichtet, das sich hauptsächlich auf die Herstellung von Gesundheitsprodukten konzentriert. Ashok, CEO der neuen Abteilung von Precot, erklärte, es handele sich um ein umfassendes Werk, das neben Produktionslinien und Veredelungsmaschinen auch die eigene Weiterverarbeitung der Produkte umfasse.

Fiberweb, ein amerikanisches Unternehmen, hat in Indien Terram gegründet. Das Werk umfasst zwei Produktionslinien für Geotextilien und Spinnvlies. Laut Marketingexperte Hamilton von Fiberweb investiert Indien massiv in seine Infrastruktur, um die rasante wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Der Markt für Geotextilien und Geokunststoffe wird sich dadurch weiter ausdehnen. „Wir kooperieren bereits mit einigen lokalen Kunden in Indien, und die Region ist zu einem wichtigen Bestandteil von Fiberwebs Expansionsstrategie im Ausland geworden. Darüber hinaus bietet Indien eine attraktive Kostenbasis, die es uns ermöglicht, unseren Kunden qualitativ hochwertige Materialien zu wettbewerbsfähigen Preisen anzubieten“, so Hamilton.

Procter & Gamble plant den Aufbau einer Produktionslinie für Vliesstoffe speziell für den indischen Markt und die dortige Bevölkerung. Laut Berechnungen von Procter & Gamble wird die Gesamtbevölkerung Indiens in den kommenden Jahren 1,4 Milliarden erreichen, was die Nachfrage nach ihren Produkten deutlich steigern dürfte. Der Unternehmenschef erklärte, dass in Indien eine hohe Nachfrage nach Vliesstoffen bestehe, die Kosten und der Aufwand für den grenzüberschreitenden Export von Rohstoffen jedoch für ausländische Unternehmen eine erhebliche Belastung darstellten. Die Errichtung lokaler Produktionsstätten soll es ermöglichen, die Kunden in Indien besser zu bedienen.

Das indische Unternehmen Global Nonwoven Group hat in Nasik mehrere großtechnische Spinn- und Schmelzanlagen errichtet. Ein Unternehmenssprecher erklärte, dass die Investitionsprojekte aufgrund der in den letzten Jahren deutlich gestiegenen staatlichen Förderung für das Unternehmen und andere Branchenakteure erheblich ausgeweitet wurden und dass das Unternehmen weitere Expansionspläne prüft.


Veröffentlichungsdatum: 04.03.2024